Sonntagnachmittag, ca. 15 Uhr.
Katerspaziergang. Dieser eklige, alkoholschwitzige Drang, sich zu
bewegen, um das Karussell im Schädel abzustellen. Frühstück in
Form von Salat, versalzenen Pommes und fettigem Drehspießfleisch ist
absolviert. Die wahrscheinlich wohltuende Dusche noch nicht. Frische
Klamotten und eine Kappe auf den fettigen Haaren müssen fürs erste
reichen. Egal. Später.
Raus aus dem Haus, einmal links, einmal
rechts, wieder links. Unterwegs den Hinterlassenschaften des
Ausgeh-Mobs der letzten Nacht ausweichen. Kotze, Dönerreste,
Scherben, Kotze. Irgendwie schön, in der Innenstadt zu wohnen. Noch
einmal links, zum Fluss und rein in die sonntägliche Mischung aus
jungen Eltern, glücklich-verliebten Pärchen, Rentnern und Joggern.
Juppheidi! Menschenmassen! Dinge, denen man aus dem Weg geht mit M…
Verträgt sich nicht mit dem dicken Kopf. Egal. Weiter.
Ausweichen. Überholen. Kinderwagen,
Fahrräder, Inlineskates (wann sterben diese Dinger endlich aus?),
langsam dahin schlendernde Menschen, die die Sonne genießen möchten,
und dazwischen immer wieder kleine und große Touristen-Gruppen, die
alles mit ostasiatisch importierter Unterhaltungselektronik
fotografieren, alle fünf Meter stehen bleiben und noch kleinere
Grüppchen bilden, die sich nacheinander vor die Linse quetschen.
Idioten. Allesamt. Ausweichen. Allem ausweichen. Was tun diese
Menschen hier? Egal. Weiter.
Dazwischen immer wieder einzelne
Gestalten mit tief in der Stirn sitzender Kappe, unter denen
blutunterlaufene Augen aus verquollenen, bleichen Gesichtern starren.
Die Blicke treffen sich. Ein stummes Verstehen, dann wieder wegsehen,
ausweichen. Es gibt in dieser anonymen Menschenmasse wohl doch
Personen, denen es ähnlich geht. Man spürt Verbundenheit. Wie bei
Wildfremden, mit denen man bei einer stundenlangen Bahnfahrt im
gleichen Abteil sitzt. Zweckgemeinschaft. Ein kurzes Gefühl von
Verstanden werden, wenn man sich selbst nicht mehr versteht. Eine
gute, fast schon wohltuende Wärme macht sich in diesem auf
Hochtouren Alkohol abbauenden Körper breit. Warum tut man sich das
eigentlich an? Egal. Nächste Woche wieder.
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